• Klare Standortbestimmung der zahntechnischen Zukunft

    yodewo Insider Jahresabschluss brachte eine klare Standortbestimmung der zahntechnischen Zukunft beim Erfahrungsaustausch auf hohem Niveau. Digitalisierung bietet Chancen aber auch Risiken.

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  • 2014-12-08 22:07:12
  • Am Samstag, den 06.12.2014, trafen sich 54 Teilnehmer zum yodewo Insider Talk Jahresabschlusstreffen im Medicalcenter Südwestfalen Iserlohn.

    Die Experten zeigten in Ihren Vorträgen die aktuell vorherrschende Situation der digitalen Zahntechnik deutlich und kritisch auf. Der Erfahrungsaustausch fand auf hohem und objektiven Niveau statt. Die zentrale Frage: "Wie sieht die Zukunft der Zahntechnik aus?"

    Trendwende hin zu offenen Systemen und inhouse Fertigung
    Wenn die letzten Jahre von der industriellen Zentralfertigung geprägt waren, wandelt sich das System-Angebot der Hersteller zunehmend in Richtung Dentallabor, also inhouse-Fertigung! Allerdings sind die meisten Systeme nicht wirklich offen, was die Möglichkeiten erheblich einschränkt. Freie Werkzeugwahl oder Analyse und Anpassung der Frässtrategien sind selten. Rondenhalter und Ronden sind nicht immer standard. Aus der Softwareverschlüsselung wird Werkstoff- oder Werkzeugverschlüsselung. Dieter Neunzig, medical milling center Köln, verglich in 2 Versuchskonfiguartionen zwei CAM-Systeme und zeigte anhand einer Zahnersatzkonstruktion, wie sich das Fräsergebnis in Qualität und Oberflächenbeschaffenheit unterscheidet. Aus der Sicht des CNC-Experten beurteilte er die Softwaresysteme DentalCAM von vhf und hyperdent nach den Anforderungen für offene Systeme.

    Der Intraoralscanner im digitalen Workflow
    Zahntechnikermeister Rainer Fehling, Fehling + Wader Zahntechnik GmbH Remscheid, vermittelte spannend und kompetent die Bedeutung des Intraoralscans als Grundlage für die weiteren Schritte im digitalen Workflow. Dabei ging er ausführlich auf die unterschiedlichen Messtechniken der Intraoralen Scanner und extraoralen Modellscanner ein. In der präoperativen Implantatdiagnostik ist das Hinzuziehen eines DVT, digitale Volumentomographie, sehr hilfreich, weil Knochenangebot, Knochenqualität und individuelle Besonderheiten erkannt werden können, die mit den gebräuchlichen Aufnahmetechniken nicht dargestellt werden, was für die implantologische Versorgung von Bedeutung ist.

    Für Zahnarztpraxen bietet der Intraoralscan enorme Chancen in der Zusammenarbeit mit dem zahntechnischen Labor. Direkt während der optischen Abformung können Fehler korrigiert werden, die am Bildschirm sichtbar sind. Der Datensatz wird in wenigen Sekunden zum Labor geschickt, wodurch Botenfahrten eingespart werden. Es gibt keine kontaminierten Modelle und Abformungen. Aus betriebwirtschaftlicher Perspektive können Zahnarztpraxen beim Einsatz des Intraoralscanner nur gewinnen. Der Investition stehen Kostensenkungen, reproduzierbare Ergebnisse, schnellere Prozesse, Fehlerreduktion und höherer Patientenkomfort gegenüber.

    In der Anschlussdiskussion wurden die konträren Ansichten ausgetauscht, was ein Zahntechniker am Patienten tun darf und was nicht. Eine eindeutige rechtliche Erklärung scheint es nicht zu geben.

    CAD-CAM Systeme im Laboralltag
    Die persönlichen Erfahrungen beim Einsatz der Systeme Sirona MC XL, Zirkonzahn und Cara 3 Shape schilderte Zahntechnikermeister Achim Müller Ettlingen. Durch die über 27 Jahre lange Erfahrung ist die Anwendung der Sirona Software sehr gut. Die Schleifmaschine ist schnell und besonders gut einsetzbar für Einzelkronen aus Hybridmaterialien und Siliziumdisilikat. Eingeschränkt sind die Möglichkeiten beim Einsatz des 3Shape Interfaces. Sirona sollte sich unbedingt der STL-Files Ausgabe öffnen. Die Cara Software ist sehr übersichtlich. Große Hilfe leistet die Navigation mit Anweisungen von Schritt zu Schritt. Die intraorale Datenerfassung ist bestechend in der Qualität, wobei die Bildqualität Potential zur Verbesserung hat und eine Echtfarberfassung wünschenswert ist. Zirkonzahn hingegen bietet Materialvielfalt und Unabhängigkeit in der Produktion durch die 5+1 Achsenfertigung, die annähernd alles fräsbar macht. Individuelle Abutments aller Anbieter sind hinterlegt für jegliche Indikation. Unschlagbar ist der Scan mit Artikulator, der sämtliche digitalen Bißprobleme löst. Zitat: "Man merkt, dass zahntechnische Kompetenz bei der Entwicklung des Systems Pate gestanden hat".

    Kritisch betrachtet Achim Müller die Ausbildungsituation. Welche Ausbildung ist notwendig zur Herstellung von digitalem Zahnersatz? Wie kann das Dentallabor den Empfehlungen der GKV, Auslandszahnersatz zu nutzen, entgegen wirken? Kann die digitale Technik den Zahntechniker ersetzen? Soll sie das? Welche Zukunftsperspektiven hat der Nachwuchs? Zur Herstellung digitalen Zahnersatzes ist fundiertes zahntechnisches Wissen unerlässlich. Die Unterschiede, ob die Konstruktion von CNC-Spezialisten oder von Zahntechnikern erstellt wurde, wird sichtbar in den anatomischen Details
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    Welche Zukunft hat das Dentallabor?

    Diese Frage beantwortete Zahntechnikermeister Peter Kappert Essen mit deutlichen Worten. Die Zukunft des Dentallabors ist nicht unbedingt düster. Wichtig ist, wer die Daten hat, der besitzt den Workflow und damit alle Möglichkeiten, vorausgesetzt man verfügt über die technologische Ausstattung. Das wiederum ist bei der Vielfalt der dentalen Systeme nicht ganz so einfach und der Zahntechniker sollte sehr genau abwägen, welchem Geschäftspartner des Dentalmarktes er seine finanziellen Mittel gibt. An diesem Punkt wird es interessant. Wettbewerbsdenken hat in vielen Fällen dazu geführt, die Daten eher einem anonymen Zentralfertiger als diese einem zahntechnischen Kollegen oder zahntechnischem CAD/CAM-Zentrum zu senden. Die Zukunft liegt in zahntechnischen Netzwerken, die gemeinschaftlich ohne Vorbehalte nach zeitgemäßen Regeln zusammen arbeiten.

    Im ersten Teil seines Vortrages verglich Peter Kappert die Herstellung einer Schiene auf konventionelle Weise, gefräst und geprintet gestützt durch REFA-Daten. Das Resultat: Die manuelle Herstellung ist den digitalen Vefahren in Kosten und Ertrag unterlegen, wobei es wichtig ist, die einzelnen Fertigungsschritte nach Zeitaufwand, Materialeinsatz und analoger Bearbeitung zu bewerten.

    Fazit:
    Viele zahntechnische Betriebe haben sich unbezahlbares Wissen und umfangreiche Erfahrungen über "learning by doing" und "try and error" erarbeitet. Der Dentalmarkt stellt nur marginal objektive und unabhängige Ausbildungsmöglichkeiten im digitalen Dental Workflow zur Verfügung. Der Umgang mit den vielen unterschiedlichen Systemen, ob offen oder validiert, setzt umfassende zahntechnische Kenntnisse voraus und erfordert gleichzeitig notwendiges Wissen über CAD und CAM. Maschinenverträgliche Konstruktion der Geometrien und Konfiguration der Parameter zur Maschinenansteuerung sind wesentliche Grundlagen. Die Digitalisierung ist vorangeschritten, die Ausbildungsprogramme an Berufs- und Meisterschulen und Universitäten sind nicht auf die aktuelle Situation im Dentalmarkt ausgerichtet. Die Zahntechnik steht im täglichen Umgang mit den Systemen den Zahnarztpraxen in vielen Situationen hilfreich zur Seite bei Farbanalysen, Planung von Versorgungen, intraoraler Erfassung der Mundverhältnisse und anderen Punkten. Aber darf das der Zahntechniker? Darf er am Patienten/Menschen arbeiten? Diese Frage kann nicht eindeutig beantwortet werden.

    Mit diesem Erfahrungsaustausch haben die Akteure von yodewo eine excellente Basis für weitere Treffen dieser Art geschaffen. Die Offenheit und hohe Kompetenz der Teilnehmer und Referenten wurde positiv aufgenommen.

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