• Was ist 'Verschwendung'?

    Das japanische Produktivitätsprinzip '5S' unterscheidet 7 Arten der Verschwendung.

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  • 2014-01-29 16:25:24
  • Verschwendung ist im Grunde alles, was uns Zeit, Geld oder Nerven kostet, ohne uns bzw. unseren Kunden einen Mehrwert zu liefern.
    Sie kann dabei verschiedene Formen annehmen, wobei für '5S' auf folgende sieben Arten der Verschwendung Bezug genommen wird:
    - Fehler & Mängel
    -
    Nacharbeit
    -
    Kontrolle
    -
    Warten
    - Lagerbestand
    -
    Transport
    - O
    verprocessing (Für Letzteres fiel uns leider kein guter deutscher Begriff ein.)

    Warum halten wir diese Themen für Verschwendung?

    I. Fehler & Mängel
    Fehler in Herstellung oder Verwaltung führen bestenfalls zu Nacharbeit (siehe unten), oft aber zusätzlich zu Ärger mit Kunden, Mitarbeitern oder Geschäftspartnern. Die Verschwendung besteht in der Zeit, die für die Gespräche gebraucht wird, und in dem Aufwand für die Nacharbeit sowie ggf. in Preisnachlässen. Die Verschwendung von "Goodwill" des Kunden, also seines Wohlwollens und Vertrauens ist vermutlich langfristig die kostspieligste Konsequenz, da sie nicht nur zu Verlust von Kunden führen kann, sondern auch die Möglichkeit für neue Geschäftsabschlüsse, bessere Konditionen, Empfehlungen usw. verringert.
    Für Mitarbeiter, Lieferanten oder andere Geschäftspartner gilt dies ebenso - jeder erwartet von Ihnen eine fehlerfreie Arbeit.

    II. Nacharbeit
    Erkannte Fehler führen zu Nacharbeit, in denen die Arbeit korrigiert oder falls notwendig erneut erstellt wird. Dies kostet Arbeitszeit und Material, verursacht Maschinenstunden, Transportkosten, Verwaltungsaufwand etc.
    All dies, weil ein Fehler nicht rechtzeitig erkannt und korrigiert wurde - und sicher ohne Mehrwert für den Kunden!

    III. Kontrolle
    Kontrollen dienen dazu, Fehler rechtzeitig zu finden, bevor sie Schaden und/oder zu große Kosten verursachen. Es geht insbesondere darum, dass der Kunde nicht von Fehlern betroffen wird. Sobald dies sicher gestellt ist, liegt das Augenmerk auf der Reduktion der Fehlerkosten, d.h. diese so früh wie möglich zu erkennen.
    Es geht dabei aber um die Sicherstellung von Qualität und diese wird am günstigsten durch fehlerfreie Arbeit erreicht. Der Aufwand der Kontrollen selbst stellt hierbei an sich eine "wertschöpfungsfreie" Aktivität dar - und ist damit eine Art Verschwendung.

    IV. Warten
    Welchen Wert hat das Warten in einem Arbeitsprozess? Er geht hierbei nicht um Ruhezeiten, die z.B. für das Aushärten von Materialien notwendig sind, sondern um das sinnlose Warten auf den nächsten Arbeitsschritt, weil der Tester, der Ofen, der Mitarbeiter noch keine Zeit (bzw. Platz) hat. Weil notwendiges Rohmaterial oder Baugruppen noch nicht geliefert wurden.  Weil Werkzeuge gesucht werden müssen. Weil gerade Mittagspause, Schichtende, Wochenende ist. Weil keiner weiß, dass der nächste Schritt ansteht...
    Dies alles führt zu Lagerbestand (siehe unten) und beeinflusst, wie schnell ich an meinen Kunden liefern kann.

    V. Lagerbestand
    Material, das bei Ihnen auf Lager liegt, bindet Kapital und kostet sie entsprechend Zinsen. Es birgt zudem das Risiko in sich, durch Alterung an Wert zu verlieren. Sie werden in einer Produktion immer Material benötigen, aber je besser der Durchlauf ist und je geringer die Pufferbestände sind (sein müssen!), desto geringer der Aufwand und das Risiko.

    VI. Transport
    Transport ist jeder Weg, der zurückgelegt werden muss. Wann immer Mensch, Material, Produkt oder Dokument bewegt werden müssen, geht es um Transport - und der ist natürlich teilweise notwendig, aber nichts was der Kunde bezahlen will. Es geht also darum, die Wege und den damit verbundenen Kosten- und Zeitaufwand so weit wie möglich zu verringern.
    In Kurzform: Material wird direkt am Arbeitsplatz gelagert und die Wege im Arbeitsablauf sind kurz.

    VII. Overprocessing
    Es geht darum, nur das herzustellen, was gebraucht / gewünscht wird. Ergänzungen und Funktionen, die keiner braucht, aber auch übertriebene Genauigkeiten oder zu lange Tests schaffen für den Kunden keinen Wert und sind somit eine Verschwendung von Material, Maschinen- oder Arbeitszeit. Die Grenze ist jeweils natürlich sehr fein und ggf. haben die Kunden unterschiedliche Anforderungen, für die man das Produkt oder die Dienstleistung nicht beliebig anpassen kann - aber den Gedanken, genau dies zu tun, ist es schon wert!
    Im Verwaltungsbereich sind die klassischen Beispiele ein mehrseitiges Protokoll, wenn ein kurzes Ergebnismemo gereicht hätte, und die Besprechungen, die zu häufig, zu lange und mit zu vielen Teilnehmern stattfinden.

    Alle sieben Verschwendungsarten spielen bei der Umsetzung von '5S' eine entscheidende Rolle, denn jeder Arbeitsablauf, jede Tätigkeit wird daraufhin untersucht, ob eine Form von Verschwendung vorliegt und wie diese am besten vermieden werden kann.

    Ein guter Test ist hierbei insbesondere die 30-Sekunden-Regel - wenn Sie mehr als 30 Sekunden brauchen, um ein Werkzeug, ein Material, eine Unterlage, eine Datei zu finden oder abzulegen, ist dies ein Hinweis darauf, dass Ihre Zeit verschwendet wird und dies verbessert werden kann - schließlich wollen wir nicht suchen oder ablegen, sondern für unsere Kunden arbeiten.

    Werkzeuge:

    - Buch-Tipp: Bert Teeuwen und Christoph Schaller "5S - Die Erfolgsmethode zur Arbeitsplatzorganisation",
       ISBN 9-783940-775-08-5
    -
    Buch-Tipp: Hanser Pocket Power "5S - Prozesse und Arbeitsumgebung optimieren", ISBN 978-3-446-42569-9
    -
    Wikipedia (D)
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    Wikipedia (ENG)

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